Nach Auswertung der beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD NRW) ansässigen Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) sank die Zahl der bei gewalttätigen Auseinandersetzungen verletzten Personen von 1.213 auf 1.127. Das ist ein Rückgang um sieben Prozent. Auch die Anzahl der eingeleiteten Strafverfahren ging zurück. Wurden in der Saison 2017/18 noch 6.921 Strafanzeigen geschrieben, belief sich die Anzahl in der Folgesaison auf 6.289, ein Rückgang von rund neun Prozent.
"Die kurzfristige Entwicklung bedeutet keine Entwarnung in Sachen Fußball und Gewalt", sagt der Leiter der ZIS Torsten Juds. Denn die Zahlen bewegen sich seit Jahren mit Schwankungen auf hohem Niveau. "Für eine Trendumkehr müssen die Zahlen mittel- und langfristig sinken." Mehr als ein Viertel der eingeleiteten Strafver-fahren resultierte in der vergangenen Saison aus Körperverletzungen. "Das zeigt, dass die körperliche Auseinandersetzung mit Gleichgesinnten aber auch mit der Polizei für die gewaltbereite Szene weiter eine große Rolle spielt", erläutert Juds. Bei den Auseinandersetzungen werden immer wieder auch Unbeteiligte verletzt.
Obwohl die Verletztenzahlen insgesamt rückläufig sind, ist die Anzahl Verletzter durch den Einsatz von Pyrotechnik stark gestiegen. Waren es in der vorhergehenden Saison nur 53 Personen, die durch Pyrotechnik verletzt wurden, sind es in der Saison 2018/19 152. "Der starke Anstieg ist zu einem Großteil auf einzelne Ereignisse zurückzuführen, bei denen eine Vielzahl von Menschen Beeinträchtigungen erfahren haben", erläuterte Juds. Die Zahlen belegen, wie gefährlich Pyrotechnik sein kann. "Wir reden hier von Bengalos, die über 1000 Grad heiß werden können, wir reden von Explosivstoffen, die Knalltraumata auslösen, wir reden von Rauchtöp-fen, die toxische Dämpfe erzeugen und dafür sorgen, dass man die Hand vor Augen nicht mehr sehen kann", sagt Juds. "So etwas hat in einem Fußballstadion mit zigtausend Menschen aber auch in Zuschauerströmen auf dem Weg in die Arenen nichts verloren."
Trotzdem setzt insbesondere der gewaltbereite Teil der Ultraszene weiter auch in konzertierten Aktionen Pyrotechnik ein. "Wir verzeichnen beim Verhalten der gewaltbereiten Ultras auch in der Saison 2018/19 keine gravierenden Veränderungen", stellt Juds fest. Nach wie vor agieren die Gruppen straff organisiert und kon-spirativ. Polizeilichen Maßnahmen stellt man sich solidarisch entgegen. "Dieser Teil der Störergruppierungen bereitet uns als Polizei nach wie vor die größten Probleme."
Hinsichtlich der politischen Motivation der gewaltbereiten Störer-Szene im Fußball lassen sich rechte oder linke Tendenzen durch den Abgleich polizeistatistischen Materials nur schwer belegen. 2,5 Prozent oder 240 Personen der in der Datei Gewalttäter Sport gespeicherten Störer sind dem rechtsmotivierten Bereich, 1,4 Prozent oder 130 Personen dem linksmotivierten Bereich zuzuordnen. Im Bereich der Straftaten, die auf eine rechte Gesinnung schließen lassen, zum Beispiel das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gem. § 86 a StGB, gab es mit einer Steigerung um mehr als 140 Prozent auf 127 Fälle zwar einen überproportionalen Anstieg. "Der Vorjahreswert von 52 Fällen stellt allerdings den niedrigsten Wert der letzten zehn Jahre dar", erläutert Torsten Juds. Der Anteil rechtsmotivierter Straftaten an der Gesamtanzahl festgestellter Straftaten im Bereich beider Bundesligen und der 3. Liga liegt bei 2,0%.
Die Arbeitsbelastung der Polizei ist in der Saison 2018/19 weiter gestiegen. 2,2 Millionen Arbeitsstunden leisteten die Polizistinnen und Polizisten, um bei Fußallspielen vor Ort für Sicherheit zu sorgen. Das ist ein Anstieg um mehr als vier Prozent. Rechnerisch sind damit fast 1.700 Polizistinnen und Polizisten ganzjährig für den Fußball im Einsatz.
Weiterführende Informationen finden Sie im ZIS-Jahresbericht:
https://redaktion-lzpd.polizei.nrw/sites/default/files/2019-10/ZIS-Jahresbericht%202018-2019.pdf
Den NRW-Jahresbericht Fußball finden Sie hier:
https://redaktion-lzpd.polizei.nrw/sites/default/files/2019-10/LIS_Jahresbericht%2018-19.pdf
Hier geht es zur Internetseite der ZIS:
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